Würstelstand
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AM WÜRSTELSTAND     >>

Siass oder schoaf? Es geht um den Senf. Der Würstelstand ist wie eine Oase in der Großstadtwüste. Hier labt man den darbenden Magen, löscht die durstige Kehle und bildet mit den anderen Besuchern ein spontanes soziales Aggregat.Die Geografie der Wurstarten sieht für die Grenzbewohner des westbalkanischen Geschmacksnervensystems folgendes vor:

Frankfurter Würstel, sie heißen überall Wiener, nur nicht in Wien. Wurden ja auch in Wien von einem Herrn Frankfurter erfunden.

Dann gibt es die Burenwurst oder Burenhaut/Buanheidl oder Krampfader/Krompfoda oder Heisse/Hasse oder Stehhäudl. Siehe „Pamphlet auf die Burenwurst“

Dann die Käsekrainer oder Eitrige. Eine Untertanin aus einem ehemaligen Kronland. Erst 2012 musste die Marke „Krainer“ vehement auf Ministerialebene gegen Ansprüche Sloweniens verteidigt werden. Krainer bezieht sich auf die Krain, einstiges Kronland im heutigen Slowenien. Der Kompromiss sieht jetzt so aus: die deutschsprachige Bezeichnung ist Marke in Österreich, die slowenische in Slowenien.

Die Debreziner, dünn und lang, paprikagerötet, spendet sie trotz ihrer relativen Schärfe katholische Grüße aus Debrecen, dem barocken Bischofssitz in der Puszta.

Die Pusztawurst ist schärfer und mutet daher weniger katholisch an. Vielleicht gar ein rebellisches Reformationswürstel?

Weiters die Waldviertler und die Bratwurst.

Und natürlich der allgegenwärtige Leberkäs.

Dazu gibt es süßen oder scharfen Senf, Ölpfefferoni mild oder scharf, Krautpaprika, Esiggurkerln, eventuell Salzgurken. Zu alldem gesellt sich als Satellit die Semmel oder eine Scheibe Brot. Will man ein Endstück, ein Scherzel, so verlangt man auf Wienerisch: an Buckel. Oisdann: Bon appétit! Am Würstelstand.